3

 

»Hallo, István. Vermisst du mich? Ist Ash schon geplatzt? Ich höre gar kein Schreien. Aber wenn sie Wehen hat, gehe ich sofort wieder zu Gabriel.«

»Jim«, sagte ich streng zu dem Dämon, »das ist nicht sehr nett von dir. Ich habe gehört, dass eine Entbindung eine Frau sehr ängstigen kann. Aisling braucht jetzt eher dein Mitgefühl als dein brennendes Verlangen abzuhauen.«

»Himmel, Miss Scarlett, ich verstehen rein gar nichts von Babys und Geburten, und ich will es auch lieber gar nicht wissen«, antwortete Jim und marschierte an Drakes Leibwächter István vorbei, der uns die Tür aufhielt.

»Das reicht jetzt, Prissy«, sagte ich und warf dem Dämon einen bösen Blick zu. »Du schaust dir jetzt keine Vom Winde verweht-DVD mehr an. Ich nehme an, es ist alles in Ordnung?«

Die letzte Frage war an István gerichtet. Er nickte. »Aisling hat gedroht, nach Hause zu ihrem Onkel zu fahren, um das Baby zu bekommen. Drake hat geschworen, er würde sie auf der Couch festbinden, wenn sie nicht aufhören würde, herumzulaufen. Nora und Pál haben sich gestritten, ob Aisling alleine zur Toilette gehen dürfte, und jetzt reden sie nicht mehr miteinander. René hat Aisling beigebracht, wie man auf Französisch flucht, und das tut sie jetzt die ganze Zeit.«

»Also ist alles normal«, sagte Gabriel und ließ seine Grübchen aufblitzen.

»So normal, wie es hier nur sein kann«, erwiderte István und wies auf die Türen, die zu dem großen Wohnraum führten. »Ich gehe Aisling tunlichst aus dem Weg. Sie hat Drake heute früh mit einem Bindezauber belegt, und er hat sich so aufgeregt, dass er das halbe Badezimmer niedergebrannt hat, bevor er entkommen ist.«

»Oh Mann, ich scheine ja echt was verpasst zu haben.« Jim kniff die Augen zusammen. »Was hat er denn getan, dass sie so sauer war? Ob ich ihn wohl noch mal dazu überreden kann?«

Ich zog ein Stück Papier aus der Tasche und hielt es Jim vor die Nase. »Hier stehen die einzelnen Schritte, die ich brauche, um einen Dämon nach Akasha zu verbannen. Möchtest du jetzt gehen oder später?«

»Du liebe Güte! Ich habe doch nur einen Witz gemacht! Versteht denn hier niemand mehr Spaß? Mann, Gabe, ich beneide dich nicht darum, dass du jetzt dein Leben lang mit einem Doppelgänger ohne jeden Sinn für Humor zusammen sein musst.«

»Du solltest ihn jetzt verbannen«, sagte István hinter uns.

Jim warf dem Drachen einen Blick über die Schulter zu. »Et tu, István? Hey, Ash! Gut siehst du aus, Babe! Wow, ich dachte, du könntest gar nicht mehr dicker werden, aber du hast es doch irgendwie geschafft. Du wirst doch nicht platzen, oder?«

Seufzend überlegte ich, ob es Aisling wohl etwas ausmachen würde, wenn ich ihren Dämon kaum vierundzwanzig Stunden, nachdem ich ihn in meiner Obhut hatte, nach Akasha schicken würde.

»Aisling, was für eine Freude, dich wiederzusehen«, sagte Gabriel. Er ergriff ihre Hände und drückte einen Kuss darauf. Ich unterdrückte das Verlangen, ihm auf den Hinterkopf zu schlagen. Das Stück Drachenherz machte mich eifersüchtig. »Du siehst blendend aus. Es macht dir doch nichts aus, dass May und ich vorbeigekommen sind?«

»Nein, keineswegs.« Aisling lag auf der Couch, eine dicke Decke über Beinen und Bauch. »Ich freue mich ja, dass jemand zu Besuch gekommen ist, der noch bei Verstand ist. Warte, ich setze mich auf, dann ist Platz für uns beide, May.«

Mühsam richtete sie sich auf. Gabriel stützte sie mit einer Hand am Arm, um ihr zu helfen. Das heißt, er begann damit ... aber in diesem Moment ertönte ein Brüllen von der Tür her. Ein Feuerball flog an mir vorbei und traf Gabriel, der ein paar Meter zurückgeschleudert wurde.

»Na, das meine ich doch!«, sagte Jim befriedigt und plumpste neben Aisling zu Boden. »Endlich ist hier mal ein bisschen Action!«

»Hallo, Drake. Er hat sie eigentlich gar nicht berührt; er wollte ihr nur helfen, sich aufzusetzen«, sagte ich, als der grüne Wyvern, der überaus aufmerksame, eifersüchtige Ehemann von Aisling, ins Zimmer stürmte. Wütend funkelte er aus seinen smaragdgrünen Augen Gabriel an.

Er ließ Gabriel nicht aus den Augen, als er Aisling half, sich aufzusetzen. Sorgfältig steckte er die Decke um sie herum fest, dann wandte er seinen Blick erneut der Liebe meines Lebens zu. Zu meinem Erstaunen lächelte Gabriel bloß. Er hatte zwar ein wesentlich sanfteres Naturell als Drake, aber normalerweise ließ er sich nicht so von einem anderen Drachen herumschubsen, geschweige denn von einem Wyvern.

»Na ja, ich sehe schon, wenigstens werdet ihr beiden euch nicht streiten«, sagte ich, trat aber zur Sicherheit zwischen die beiden Männer.

»Aisling bekommt bald ihr Kind, da ist es normal, dass Drake es nicht erträgt, wenn andere Männer ihr zu nahe kommen«, erwiderte Gabriel. Er legte mir die Hand um die Taille und verbeugte sich leicht vor Drake. »Wenn ich gewusst hätte, dass er direkt vor der Zimmertür steht, hätte ich dich gebeten, Aisling zu helfen.«

Drake blickte ihn kampfbereit an. Kleine Rauchwolken stiegen aus seinen Nasenlöchern. Aisling ergriff begütigend seine Hand und zog ihn neben sich auf die Couch. Das schien ihn zu beruhigen, denn zum ersten Mal wandte er den Blick von Gabriel ab und nickte mir zu.

»May, du bist willkommen hier. Aisling freut sich, dass sie Gesellschaft hat.«

Glücklicherweise schien es Gabriel nur zu amüsieren, dass er aus der Begrüßung ausgeschlossen war.

»Wir sind nicht nur zu Besuch hier, obwohl es natürlich immer eine Freude ist, Aisling zu sehen«, sagte Gabriel und zeigte ihr seine Grübchen.

Ich stieß ihn mit dem Zeh an, vielleicht ein bisschen fester, als ich eigentlich wollte, denn er lachte nur und rückte mit seinem Stuhl außer Reichweite.

»Und ich dachte schon, Ash wäre eifersüchtig«, murmelte Jim. »Was habe ich doch für ein Glück, dass meine Cecile nicht so ist wie ihr zwei.«

Aisling und ich warfen ihm einen finsteren Blick zu. Sofort warf sich der Dämon auf den Rücken. »Kraulst du mir den Bauch, Ash? Bitte, bitte!«

»Du bist also wegen einer Drachenangelegenheit hier?«, fragte Drake. Aisling begann, Jim den Bauch zu kraulen.

»Nein, nicht direkt. Es hat etwas mit Kostya zu tun. Ich konnte ihn zu Hause nicht erreichen und dachte, du könntest mir vielleicht helfen, ihn zu finden.«

»Er war verreist«, sagte Drake langsam, mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck. »Aber ich erwarte ihn jeden Moment zu rück.«

»Da auf seinen Wunsch in zwei Tagen ein sárkány stattfindet, müsste er eigentlich in der Stadt sein, um Vorbereitungen zu treffen. Wo ist er gewesen?«

Drakes Blick wurde eine winzige Spur unbestimmter. »In St. Petersburg, glaube ich.«

St. Petersburg ... gar nicht weit von Riga und Baltics zerfallener Festung entfernt.

Ich warf Gabriel einen Blick zu, aber sein Gesichtsausdruck war ebenso ausdruckslos wie Drakes. Allerdings hatte er seine Gefühle nicht ganz so gut im Griff, und als das Stück Drachenherz wach wurde, spürte ich seine Erregung.

»Wir werden später mit ihm sprechen, wenn er wieder in England ist.«

»Er müsste mittlerweile wieder zurück sein«, meinte Aisling und blickte auf ihre Armbanduhr.

Drake warf ihr einen warnenden Blick zu.

»Was ist?«, fragte sie ihn.

Er machte eine verstohlene Geste.

»Oh, du meine Güte ... Gabriel und May sind unsere Freunde. Sie wissen schließlich, dass Kostya den sárkány einberufen hat, damit die schwarzen Drachen als Sippe anerkannt werden. Und es wird sie auch nicht schockieren, dass er nach Baltics Schatzkammer gesucht hat, damit er eine Grundlage hat, um Wyvern zu werden.«

Seufzend streichelte Drake ihr übers Knie. »Dies ist eine ernste Angelegenheit, kincsem, und wir sollten besonnen damit umgehen.«

»Besonnen!«, schnaubte Aisling. »Ich werde mit unseren Freunden keine Spielchen spielen.«

»Gefährtin, ich bestehe ...«

»Und da ist noch etwas«, fuhr sie fort. »Du bist in den letzten Wochen so bestimmend geworden, und ich bin es langsam leid. Ich bin schwanger, Drake. Ich bin nicht aus Glas, ich bekomme keine Wehen, wenn ich alleine etwas mache, und mein Kopf funktioniert so gut wie eh und je. Und wenn du auch nur noch einen Ton von dir gibst, Jim, dann lasse ich dich von May für die nächsten zweihundert Jahre nach Akasha verbannen.«

»Hey, ich wollte doch nur einwerfen, dass du mit dem Zustand deines Kopfes nicht so angeben ...«

»Ruhe!«, sagte ich zu Jim.

Er warf mir einen finsteren Blick zu, plumpste aber gehorsam auf sein rundes Hinterteil.

Aisling und Drake musterten sich stirnrunzelnd.

»Ich korrigiere dich nur, weil du dich außerhalb der Weyr-Etikette bewegst«, erklärte Drake.

»Es sind doch nur Gabriel und May!«, antwortete sie.

»Ein Wyvern und die Gefährtin eines Wyvern.«

»Sie sind unsere Freunde«, erklärte Aisling. »Und ich habe das Recht, in ihrer Anwesenheit zu sagen, was ich denke, ganz gleich, welche Position sie innehaben.«

»Und sie sind nicht bereit, meinem Bruder die Anerkennung zu gewähren, die er verlangt«, entgegnete Drake mit blitzenden Augen.

»Über deinen Bruder«, konterte Aisling, »kann man sich beinahe genauso ärgern wie über dich. Beinahe!«

Gabriels Lippen zuckten. Auch ich blieb nur mit Mühe ernst, aber wenn ich jetzt lachen würde, würde ich alles nur noch schlimmer machen.

»Du bist viel zu emotional, weil die Geburt kurz bevorsteht. Deine Ausbrüche sind der ruhigen Stimmung, die dann herrschen sollte, nicht zuträglich«, erklärte Drake.

Aisling keuchte. »Ach, willst du etwa damit sagen, ich sei nicht zurechnungsfähig?«

»Nein, natürlich nicht...«

»Doch, genau das hast du gesagt!« Sie erhob sich mühsam, wobei sie seine Hand wegschlug, als er ihr helfen wollte. Sie schlang die Decke um sich und warf Drake einen Blick zu, von dem er eigentlich auf der Stelle hätte tot umfallen müssen. »Weißt du was? Ich bin nicht mehr deine Gefährtin! Ich reiche die Scheidung ein! Ich gehe zurück zu Onkel Damian und bekomme das Baby dort, wo die Leute mich für vernünftig und kompetent halten und mir nicht ständig vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe. Jim, bei Fuß! Du kannst mit mir nach Hause kommen.«

Ohne uns auch nur eines Blickes zu würdigen, stürmte sie aus dem Zimmer. Jim, der aufgrund meines Befehls immer noch zum Schweigen verdammt war, folgte ihr. Drake blickte ihr gequält hinterher. »Sie ist zurzeit ein wenig reizbar«, sagte er zu uns. »Ihr vergebt ihr doch, oder?«

»Das Baby ist erst seit ein paar Tagen überfällig, oder?«

Drake nickte. »Die Hebamme hat gemeint, es sei alles in Ordnung, aber der Stress des Wartens zehrt an Aislings Nerven.«

Das ging anscheinend nicht nur Aisling so, aber ich verkniff mir diesen Kommentar.

»Entschuldigt mich bitte. Ich muss ihre Federn glätten, bevor sie schon wieder einen Flug in die Vereinigten Staaten bucht.«

»Schon wieder?«, rutschte mir heraus.

Seufzend öffnete Drake die Tür. »Sie droht mir täglich damit, in ihre Heimat zurückzukehren. Langsam wird es mühselig, den Fluggesellschaften zu erklären, dass die Reservierungen ungültig sind. Wenn ihr hierbleiben wollt, um auf Kostya zu warten, könnt ihr das gerne tun. Wir erwarten ihn zum Abendessen. Ich dachte, es würde Aisling vielleicht ablenken.«

Seine Miene war so leidend, dass ich erst laut lachte, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Der arme Mann«, sagte ich.

Gabriel grinste. »Es ist nicht nett, ich weiß, aber Drake hat sich das selbst eingebrockt, und jetzt bedauert er es.«

»Für Aisling ist es auch anstrengend«, erwiderte ich. »Diese ständige Fürsorge kann einem ziemlich auf die Nerven gehen, und ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn du mich dauernd so behandeln würdest, als sei ich aus Glas.«

»Und wie möchtest du behandelt werden?« Gabriel trat hinter mich. Seine Stimme klang sehnsüchtig, und in mir stieg Erregung auf. Das Stück Drachenherz in mir wusste genau, was er tat - er flirtete mit mir, neckte, erfüllte das Verlangen eines jeden Drachen danach, mit seiner Beute zu spielen. Er umkreiste mich, berührte mich aber nicht, und seine Augen glitzerten so heiß, dass es mir den Atem raubte.

»Wie ich behandelt werden möchte?«, fragte ich, wobei ich mich bemühte, ich selbst zu bleiben, da das Stück Drachenherz immer mehr Besitz von mir ergriff .

»Ja.« Wieder ging er um mich herum, und ein Schauer der Erwartung überlief mich. In diesem Moment übernahm das Drachenherz einfach das Kommando. Mein Körper streckte sich und verwandelte sich in eine silberschuppige Gestalt, die mir so fremd und gleichzeitig so vertraut war.

»Ich möchte so behandelt werden«, sagte ich mit einer rauchigen Stimme, die ich selbst kaum erkannte, und schlang meinen Schwanz um eines seiner Beine. Ich zog ihn so abrupt zu mir heran, dass er auf den Rücken fiel. Bevor er protestieren konnte, war ich über ihm, leckte ihn mit meinem Feuer und konnte mein Verlangen kaum zügeln.

Er grollte tief in seiner Kehle, ein Paarungslaut, der wie ein Stromstoß durch meinen Körper schoss. Auch er begann sich zu verwandeln, aber in diesem Moment sagte eine leise Stimme mit französischem Akzent: »Ich habe die Chips mit Gurkengeschmack, die du wolltest, nicht gefunden ...«

Hastig rappelte ich mich auf, als ich den Mann sah, der mit einer Einkaufstüte aus einem großen Kaufhaus in der Tür stand. »Ah ... hallo.«

»René, nicht wahr?«, sagte Gabriel. Er war völlig Herr der I .age, obwohl gerade ein fremder Mann Zeuge geworden war, wie ich ihn als Drache vernaschen wollte. Ich kämpfte gegen das Stück Drachenherz an, und ganz langsam wurde mein Körper wieder normal. Der Mann namens René begrüßte Gabriel freundlich, beobachtete mich jedoch entschieden misstrauisch, bis auch die letzte silberne Drachenschuppe sich in meine Haut zurückverwandelt hatte.

»Es freut mich, dich wiederzusehen«, sagte René.

»Das ist meine Gefährtin May. Vögelchen, das ist ein alter Freund von Aisling, ein Daimon, der ihr sehr geholfen hat.«

Ich wusste, dass Daimons Schicksale waren, allerdings war ich noch nie einem begegnet. Ich fand es interessant, dass sie sich gelegentlich zu Individuen begaben, die ihrer Meinung nach ein wenig Hilfe brauchen konnten.

»Ja, und dazu gehört auch, dass ich ihr Leckereien bringe, die schwer aufzutreiben sind«, antwortete René und hielt grinsend seine Tüte hoch. »Drake weigert sich ja, von ihrer Seite zu weichen, deshalb bringe ich der charmanten Aisling das, was sie gerne essen möchte.«

»Ich dachte, so kurz vor der Geburt hätte man in der Schwangerschaft keinen Heißhunger mehr?«

Er zuckte mit den Schultern, eine nachlässige, lockere Geste, die mich an verrauchte Bars in Marseille erinnerte. »Das kommt auf die Frau an, oder? Ich habe sieben Kinder, und wenn die maman etwas haben möchte, ist es besser, ihren Wunsch zu erfüllen, habe ich festgestellt. Bei meiner Frau waren es Makronen. Immer und überall Makronen. Aisling hat eine Vorliebe für Chips in den widerwärtigsten Geschmacksrichtungen, aber warum soll ich sie ihr verweigern? Und ich finde die Chips genauso, wie ich die Makronen für meine Brigitte gefunden habe. Hast du ›Gefährtin‹ gesagt?«

Gabriel grinste, als René mich musterte. »Ja, trotz des Fluches.«

»Aber ich dachte ... Du bist also kein Drache?«

»Ehrlich gesagt weiß ich langsam nicht mehr, was ich bin«, antwortete ich leicht verzweifelt.

Gabriel ergriff meine Hand. Stark und warm legten sich seine Linger um meine. »Kämpf nicht gegen das Stück Drachenherz an, May. Versuch es zu kontrollieren, wie wir es besprochen haben, aber kämpf nicht dagegen an. Ich werde nicht zulassen, dass es dich verzehrt.«

René zog die Augenbrauen hoch. »Ein Stück von einem Drachenherz? Du meinst doch nicht...«

»Ja, theoretisch bin ich das Northcott-Phylakterion«, sagte ich und drückte Gabriels Hand. »Eigentlich bin ich ein Doppelgänger.«

»Ein Schattengänger? Wie interessant. Ich bin nur ein einziges Mal einer begegnet.«

»Ophelia?«

»Oui. Du kennst sie?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich. Ich nehme an, es ist schwer für sie, so allein zu sein, aber ich habe nur ein oder zwei Mal mit ihr telefoniert. Ich habe keinen Kontakt zu anderen Doppelgängern. Wir leben sehr zurückgezogen.«

»Ah, du bist nicht geboren worden.« René nickte, als ihm klar wurde, wie wir den Fluch, den Baltic auf die silbernen Drachen gelegt hatte, umgangen hatten. »Sehr clever. Und jetzt willst du Aisling bei der Entbindung helfen, Gabriel?«

Ich würde nur zu gerne als Hebamme tätig werden, aber ich glaube, Drake würde das Kind eher selbst auf die Welt holen, als mich in die Nähe seiner Frau zu lassen.«

»Drachen«, sagte René. Er nickte mir zu. »Sie können sehr fürsorglich sein.«

»Ja, das habe ich mitbekommen. Vielleicht kannst du mir eine Frage beantworten. Sind Daimons bestimmten Individuen zugeordnet, oder kann man dich auch engagieren? Gabriel denkt wahrscheinlich nicht so, aber ich habe das Gefühl, wir könnten ganz gut eine helfende Hand gebrauchen ...«

Vor dem Haus ertönte auf einmal Geschrei. Eine Frauenstimme war laut und deutlich über dem tieferen Grummeln eines Mannes zu vernehmen.

»Cabron! Glaubst du etwa, ich lasse mich davon abhalten, mein Enkelkind zu sehen? Geh zur Seite, bevor ich dich von meinem Sohn in die Gosse werfen lasse, wo du hingehörst!«

»Wer um alles in der Welt ...«, setzte ich an, aber ich stand auf einmal alleine im Zimmer. Gabriel und René waren hinausgerannt. Ich folgte ihnen. An der Tür blieb ich stehen. Eine große, dunkelhaarige Frau mit olivfarbener Haut war auf István losgegangen, obwohl er mindestens doppelt so viel wog wie sie, ganz zu schweigen davon, dass er eine Statur wie ein Preisboxer hatte. Zu meiner Überraschung wich István vor der spanischen Frau zurück. Sie gestikulierte wild mit den Händen.

»Wo ist mein Drake? Wo ist mein Enkel?« Sie untermalte ihre Sätze, indem sie István bei jedem Wort vor die Brust schlug. »Bleib stehen und ...«

Plötzlich sah die Frau uns. Sie hörte auf, István zu verprügeln, und trat auf Gabriel zu. Ihr wütender Gesichtsausdruck wurde auf einmal verführerisch. »Gabriel!«, gurrte sie.

Mir sträubten sich sämtliche Haare, als ich sah, wie sie mit wiegenden Hüften auf Gabriel zuschlenderte. René war Luft für sie. Meine Finger wurden zu Klauen, aber ich ballte die Fäuste, um nicht dem Drachenherz nachzugeben, das von mir verlangte, dieser unverschämten Schlampe Benehmen beizubringen, falls sie es wagte, meinen Gefährten anzurühren.

»Ich wusste gar nicht, dass du hier bist«, fuhr sie fort. Ihre Stimme war eine einzige Einladung.

Ich kann mich nicht erinnern, mich bewegt zu haben, aber plötzlich stand ich vor Gabriel. »Hallo, ich bin May.«

»Das ist meine Gefährtin, Catalina«, sagte Gabriel. Er legte mir den Arm um die Taille und zog mich neben sich. »Mayling, ich habe doch sicher schon Drakes Mutter erwähnt, oder? Das ist Dona Catalina de Elférez.«

»Gefährtin.« Sie sprach das Wort aus, als sei es ein ekliges Insekt. Mit zusammengekniffenen Augen musterte sie mich.

Ich kann mit durchdringenden Blicken ganz gut umgehen, und auch wenn ich am liebsten weglaufen möchte, bin ich doch in der Lage, freundlich zu lächeln. Und das tat ich auch jetzt.

Ich freue mich, Sie kennenzulernen.«

Ihre Feindseligkeit wandelte sich zu Misstrauen. »Du hast eine Gefährtin. Ist sie ...?« Sie zögerte einen Moment lang. »Ist sie geistig behindert?«

Ich starrte sie überrascht an. »Wie bitte?«

Sie beugte sich dicht zu Gabriel und betrachtete mich mit einer Neugier, als habe sie so etwas Bizarres noch nie gesehen. »Wiederauferstehung, wenn sie nicht richtig gemacht wird, kann oft zu Hirnschäden führen.«

»Wiederauferstehung?« Ich traute meinen Ohren nicht. Fragend blickte ich Gabriel an. Er kämpfte offensichtlich mit dem Lachen, aber er nahm mich nur noch fester in den Arm und beruhigte Catalina. »Ich habe sie nicht wiederbelebt, um den Fluch zu umgehen.«

»Nein, nein, das wollte ich ja auch gar nicht andeuten. Wir wissen doch beide, dass Wiederauferstehung im Weyr verboten ist.« Sie musterte mich misstrauisch. Automatisch schenkte ich ihr das Lächeln, mit dem ich Magoth während seiner Wutanfälle immer besänftigt hatte. »Aber Gabriel, du musst etwas tun, um diese schreckliche Tragödie zu vertuschen. Sieh sie doch nur an. Schau dir diese Grimasse an. So sieht doch kein geistig Gesunder aus!«

»Ich lächle«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich lächle, das ist keine Grimasse.«

»Ja, natürlich lächelst du«, sagte sie laut und tätschelte mir den Arm, während sie Gabriel einen mitfühlenden Blick zuwarf. »Es ist liebenswert von dir, dass du zu ihr hältst, obwohl das Experiment gescheitert ist. Von mir erfährt natürlich niemand etwas. Dein Geheimnis ist bei mir sicher.«

»Ich bin nicht wiederbelebt worden!«, sagte ich lauter, als wahrscheinlich nötig war.

Sie wies auf einen Berg von schwarzen Lederkoffern. Immer noch mehr wurden vom Fahrer hereingebracht. »Ich habe ein paar hübsche Spielsachen für mein Enkelkind mitgebracht, aber deine arme, süße Gefährtin darf sich etwas aussuchen. Damit dürfte sie ein paar Tage lang beschäftigt sein. So, mein liebster Gabriel, und jetzt musst du mir versprechen, alles in deiner Macht Stehende zu tun, um mein unschuldiges Enkelkind den Klauen dieser Teufelin zu entreißen. Weißt du, dass mein Drake mir verboten hat, bei der Geburt des Kindes hier zu sein? Natürlich steckte sie dahinter aber ich bin schließlich eine großartige Mutter, und deshalb habe ich gehorcht, auch wenn es so grausam war.«

Sie hakte sich bei Gabriel ein und zog ihn von mir fort zum Haus.

Ich blickte René an. Er grinste.

»Das Baby ist noch nicht auf der Welt«, sagte Gabriel und warf mir einen halb verlegenen, halb zögerlichen Blick zu, als sie ihn zum Wohnzimmer führte.

»Nein? Nun, dann haben wir beide ja noch Zeit, um das arme Ding zu retten, bevor dieser Dämonenfürst, den mein geliebter Drake sich als Gefährtin auserkoren hat, sich darüber hermacht. Komm, und jetzt erzähl mir alles, was seit unserer letzten Begegnung passiert ist. Aber wir werden nicht den tragischen Ausgang deiner Partnersuche erwähnen.« Sie schwieg und blickte sich nach uns um. Dann beugte sie sich dicht zu ihm und tuschelte: Ist es in Ordnung, wenn deine Gefährtin alleine bleibt? Sie wird doch nicht versuchen, sich umzubringen, oder? Ich kannte einmal einen wiedererweckten Magier, der völlig normal wirkte, aber wenn irgendwo eine Glocke ertönte, riss er sich die Kleider vom Leib und raufte sich die Haare. Es war äußerst tragisch. Kann deine Gefährtin denn alleine bleiben? Ja? Hervorragend. Du musst mir alles erzählen, während meine Räume zurechtgemacht werden.«

Die Tür schloss sich hinter ihnen, und René, István und ich blieben in der Diele zurück. Catalinas Fahrer hatte die letzten Koffer hereingetragen und war gefahren.

»Drakes Mutter«, sagte ich zu den beiden.

István verzog das Gesicht. »Sie sollte gar nicht herkommen. Drake hat es ihr verboten. Aisling wird nicht glücklich sein.«

René zuckte erneut mit den Schultern und sagte: »Es hat keinen Sinn, Catalina etwas zu verbieten. Sie tut sowieso, was ihr gefällt.«

»Ich sehe doch nicht geistig behindert aus, oder?«, fragte ich und betastete mein Gesicht. Zum hunderttausendsten Mal wünschte ich mir, mein Spiegelbild sehen zu können.

»Nein, du siehst besorgt aus, aber nicht geistig behindert«, erwiderte René freundlich.

»Danke«, sagte ich. Ich warf einen Blick auf die geschlossene Tür des Wohnzimmers. »Ich glaube, ich hole jetzt mal Jim. Drake hat Aisling mittlerweile sicher beruhigt, und Jim ist ihr bestimmt lästig.«

Der Dämon war jedoch offensichtlich schon aus Aislings Zimmer herausgeworfen worden. Er lag auf dem Boden im Flur.

»Du kannst jetzt reden«, sagte ich zu ihm.

Du liebe Güte, in der Zeit bei Magoth hast du gelernt, wie man Dämonen quält, was? Ich dachte schon, du würdest mich nie mehr holen kommen!« Jim erhob sich und schüttelte sich, dass seine schwarzen Haare nur so flogen. »Es ist bestimmt schon Abend. Komm, lass uns was essen gehen.«

»Ist da drinnen alles okay?«, fragte ich und nickte zur Tür.

»Ja, ja. Drake hat Ash erklärt, ohne sie könne er nicht weiterleben und all so ein Mist, und sie ist wie immer darauf hereingefallen.« Der Dämon schüttelte angewidert den Kopf, als er an mir vorbei auf die Treppe zumarschierte. »Frauen! Man kann einfach nicht mit ihnen leben!«

»Ich kann sicher dafür sorgen, dass du überhaupt nicht lebst«, sagte ich süß, was mir einen wütenden Blick von Jim einbrachte. »Ach, übrigens, Drakes Mutter ist da.«

»Feuer von Abaddon! Du lässt mich einfach in die Falle laufen! Und dabei ist mein Fell gerade so schön! Wirklich, May, ich habe mehr von dir erwartet.«

»Wo willst du hin?«, fragte ich, als er wieder zurück zu Aislings Zimmer lief.

»Ich muss Ash warnen. Sie wird an die Decke gehen, und ich will unbedingt dabei sein, wenn das Feuerwerk beginnt.«

»Effrijim ...«, setzte ich an.

»Oh Mann!«, winselte er und sank zu Boden.

»Bei der Macht, die mir deine wahre Herrin verliehen hat, befehle ich dir, Aisling in Ruhe zu lassen, es sei denn, sie verlangt ausdrücklich nach deiner Gesellschaft, oder ihr Leben ist in Gefahr.«

Zögernd blickte Jim zur Tür.

»Ein Besuch ihrer Schwiegermutter stellt keine lebensbedrohliche Situation dar«, warnte ich ihn. Ich wusste genau, was er dachte.

Er zog eine Augenbraue hoch. »Du kennst Catalina nicht sehr gut, oder?«

»Komm«, sagte ich und wies auf die Treppe. »Wir warten auf kostyas Ankunft. Wenn er Gabriel und mich sieht, gibt es bestimmt auch ein Feuerwerk.«

»Das sollte auch so sein, lass dir das gesagt sein!«

Aber ich irrte mich, und das hatte ich anscheinend meinem Zwilling zu verdanken.

»Mayling!«, kreischte Cyrene, als Jim und ich in die Diele kamen. Wir hatten eine Stunde lang in Drakes Pool im Untergeschoss geplantscht. Da Wasser nicht das Element der Silberdrachen ist, empfinden sie selbst eine Dusche als unangenehme Erfahrung, die man so schnell wie möglich hinter sich bringen muss. Obwohl Gabriels Haus in Manukua einen Pool hatte, war er mehr oder weniger nur für die Gäste, sodass ich selten zum Schwimmen kam. Als Jim und ich die Treppe aus dem Untergeschoss hinaufkamen, erblickte Cyrene uns und kam quer durch die Diele gerannt. Kostya wurde gerade von seiner Mutter begrüßt. Gabriel und Drake standen hinter ihr.

»Warst du schwimmen?« Cyrenes Pupillen weiteten sich leicht, wie immer, wenn in ihrer Gegenwart Wasser erwähnt wurde. Als Wasserwesen liebte sie Frischwasserquellen wie Bäche und Seen, aber auch anderes Wasser war ihr recht, und sie war dafür bekannt, lange und ausgiebig zu baden. »Hat Drake einen Pool?«

»Ja, aber es ist nicht besonders höflich, in ein fremdes Haus zu kommen und gleich schwimmen zu wollen«, sagte ich und hielt sie fest, als sie an mir vorbei ins Untergeschoss wollte. »Du solltest wenigstens zuerst Aisling begrüßen.«

»Drake hat gesagt, sie ruht sich aus und kommt erst später herunter.« Cyrene zog einen Schmollmund, aber dann lächelte sie mich an. »Du siehst glücklich aus. Lässt Magoth dich in Ruhe?«

»Oh, als ob das möglich wäre«, sagte Jim. Er schnüffelte an ' Cyrenes Hand, bis sie ihn hinter den Ohren kraulte. »An dem Tag. an dem er die Frauen in Ruhe lässt, höre ich auf, Dämon zu und werde wieder ein Elf. Oh ja, Baby, genau da.«

 Jim verdrehte genießerisch die Augen, als Cyrenes lange Fingernägel eine besonders juckende Stelle gefunden hatten.

»Hast du je erlebt, dass Magoth nicht an Sex gedacht hätte?«, fragte ich.

»Oh ja«, erwiderte Cyrene überraschend. »Aber nur, wenn er jemanden foltert. Und selbst dann ... na ja, ich will nicht in die Einzelheiten gehen. Zumindest hat er seine Macht noch nicht zurück.«

»Nein«, sagte ich langsam. »Und gerade das bereitet mir Sorgen. Ich hatte eigentlich geglaubt, dass Bael Magoth seine Macht in dem Moment zurückgeben würde, als er ihn auf die sterbliche Welt losgelassen hat. Aber er hat nichts dergleichen getan. Magoth hat eine Eingabe gemacht, um wieder in seine Position eingesetzt zu werden, aber Bael hat lediglich geantwortet, das müsse er sich noch überlegen.«

»Na, du hast mit Sicherheit größere Sorgen«, sagte Cyrene, der es anscheinend gleichgültig war, dass ein Dämonenfürst in der Welt der Sterblichen frei herumlief. »Kostya braucht deine Hilfe.«

Ich blickte auf den Mann, von dem die Rede war. Obwohl Kostya Drakes älterer Bruder war, hatte eine seltsame Wendung in ihren Genen sie zu Wyvern von zwei verschiedenen Sippen gemacht ... oder hätte, wenn Kostya vom Weyr anerkannt würde. »Wobei braucht er denn jetzt schon wieder Hilfe? Ich dachte, er hätte die erforderliche Anzahl von schwarzen Drachen beisammen, um formell den Antrag auf Anerkennung stellen zu können? Geht es in der Sitzung morgen nicht darum?«

»Ja, aber es unterstützen nicht alle den lieben, süßen Kostya.« Sie kniff die Augen zu saphirblauen Schlitzen zusammen und blickte zu Gabriel.

»Der liebe, süße Kostya hat mehr als einmal versucht, Gabriel umzubringen, und bis letzten Monat war er finster entschlossen, die silbernen Drachen zu vernichten, weil er sie in seine Sippe zwingen wollte. Also verzeih bitte, wenn wir ein bisschen zurückhaltend sind«, erwiderte ich.

Cyrene tat die Behandlung der silbernen Drachen mit einer abfälligen Handbewegung ab. »Oh, das ist doch alles Schnee von gestern. Seit du aus Abaddon zurück bist, hat er sich vorbildlich benommen.«

»Das hat aber leider weniger mit Einsicht zu tun. Ihm ist einfach klargeworden, dass er Freunde braucht, wenn Baltic sich in den Kopf setzt, seine Sippe wieder zurückhaben zu wollen.«

»Das ist nicht Baltic«, sagte Kostya laut und unterbrach seine Mutter. Ich hatte einen Moment lang vergessen, wie gut Drachen hören können.

»Hallo, Kostya«, sagte ich höflich und rang mir ein Lächeln ab.

Zu meiner Überraschung verbeugte er sich. Drachen, so hatte ich herausgefunden, hatten sehr gute Manieren, und wenn sie sich verneigten, dann sah das nicht albern aus, sondern wirkte im Gegenteil elegant und höflich. Selbst Gabriel, der sonst eher lockere Umgangsformen hatte, beherrschte eine Weltklasse-Verbeugung, wenn es sein musste. Vielleicht lag es ja in den Genen. »Entschuldigung, vor lauter Hast, mit meiner Mutter zu sprechen, habe ich dich nicht begrüßt. Du siehst gut aus, May.«

Ich riss die Augen auf.

»Danke«, sagte ich verblüfft. Normalerweise hätte Kostya sonst schon längst nach Rache und Vergeltung geschrien oder mir einen Vortrag darüber gehalten, wie sehr er in der Vergangenheit benachteiligt worden war.

»Ich hoffe, das Stück Drachenherz macht dir keine Probleme?«, erkundigte er sich höflich.

Ich warf Gabriel einen erstaunten Blick zu. Er grinste und zwinkerte mir zu.

»Äh ... nein, es ist auszuhalten. Danke, dass du fragst. Geht es dir auch gut?«

»Ja«, erwiderte er und nickte zustimmend. »Cyrene und ich haben eine kleine Reise in meine Heimat unternommen. Um diese Jahreszeit ist es dort höchst angenehm.«

Ich fand die Unterhaltung geradezu bizarr. »Es tut mir leid«, sagte ich, »plauderst du etwa mit mir?«

»Ja, macht er das nicht wundervoll?« Cyrene blies ihm einen Luftkuss zu.

Lachend erhob sich Gabriel und trat zu mir, um mir den Arm um die Taille zu legen. »Es ist erstaunlich, nicht wahr?«

Kostya lächelte Cyrene an, und eine Sekunde lang spürte ich die Anziehung zwischen den beiden. Allerdings kannte ich Kostya noch nicht besonders lange, und unsere Begegnung war so gewalttätig gewesen, dass ich misstrauisch blieb.

»Unglaublich«, sagte ich. Der sarkastische Unterton würde meinem Zwilling mit Sicherheit nicht auffallen.

Aber Jim fiel er auf. Ich musterte ihn, bereit, ihm das Sprechen zu verbieten, falls er etwas absolut Ungehöriges sagen wollte. Catalina beugte sich zu ihrem ältesten Sohn und flüsterte erregt auf ihn ein, während sie mit ihrer eleganten Hand auf mich wies. Er blickte sie einen Moment lang an und wandte sich dann mit erstaunter Miene mir zu.

»Ich bin nicht geistig behindert«, verkündete ich, falls er seiner Mutter Glauben schenken sollte.

Jim schnaubte wieder und öffnete sein Maul.

Ich zog meinen Dolch aus der Scheide, drehte ihn zwischen den Fingern und schleuderte ihn dann zu Boden, etwa einen Zentimeter vor Jims Pfote. Er sprang zurück. »Okay, okay, ich habe es schon kapiert! Mann! Ich sage es Ash, dass du mit Waffen auf mich zielst!«

»Erwähn es besser nicht!«, sagte Catalina gerade zu Kostya, wobei sie bestimmt zu flüstern glaubte. »Am besten redet ihr gar nicht über die traurige Situation, damit sie sich nicht so aufregt.«

Ich lächelte und ließ dem Stück Drachenherz ein wenig mehr Freiraum. Es schnurrte vor Befriedigung. Silberne Schuppen breiteten sich auf meinen Armen aus, meine Finger wurden länger mit scharlachroten Klauen. Ich wedelte Kostya damit vor der Nase herum. »Deine Mutter erteilt kluge Ratschläge. Und da wir gerade von wiedererweckten Personen sprechen, warum glaubst du nicht, dass Baltic tatsächlich Baltic ist?«

»Es kann nicht sein«, erklärte Kostya eigensinnig. »Drachen können nicht so leicht wiedererweckt werden.«

»Das hat Gabriel auch gesagt, aber deine Mutter scheint anderer Meinung zu sein.«

»Sie hat niemals versucht, einen Drachen wiederzuerwecken«, erwiderte Kostya mit einem raschen Blick auf seine Mutter.

»Mein geliebter Kostya hat recht«, sagte Catalina mit einem dramatischen Seufzer. »Ich habe versucht, Toldi wiedererwecken zu lassen, aber leider kam er ... weniger zurück.«

»Wie, weniger?«, fragte ich neugierig.

Sie warf mir einen mitfühlenden Blick zu und nickte leicht in meine Richtung. »Einfach ... weniger. Es war besser für ihn, dass ich ihn erneut aus dem Weg geschafft habe. Und ich bin ja immer eine gute Gefährtin gewesen, deshalb habe ich es natürlich auch getan.«

Jim entschlüpfte ein würgender Laut. Ich ergriff meinen Dolch. Der Dämon riss die Augen auf, als ich ihn zwischen den Fingern drehte. »Heißt ›erneut‹, dass du ihn noch einmal getötet hast?«

»Oh ja. Toldi war kein netter Mann. Er hat die meisten aus meiner Familie ermordet, damit ich ihn als Gefährten akzeptiere. Das habe ich auch getan, aber nur weil ich wusste, wie leicht ich ihn vernichten konnte.« Catalina zupfte einen unsichtbaren Fussel von Kostyas Arm. Sie redete so beiläufig von dem Ganzen, dass sie mir vorkam wie eine Psychopathin. Ich warf Gabriel einen raschen Blick zu. Er ließ eins seiner Grübchen aufblitzen.

Drake seufzte und wies zum Wohnzimmer. »Wenn du diese Diskussion unbedingt führen willst, Bruder, sollten wir uns besser ins Wohnzimmer begeben, damit Aisling dich nicht hören kann. Wenn sie glaubt, dass wir uns über Baltic beraten, dann will sie sicher dabei sein, und sie soll sich jetzt ausruhen.«

Jim gab ein Geräusch wie ein Peitschenknall von sich, als er an Drake vorbeiging. Ich sagte nichts, als Drake den Dämon anblickte und seinen Schwanz in Brand setzte. Es dauerte gute zehn Sekunden, bevor der Hund etwas merkte. Mittlerweile hatten wir uns alle ins Wohnzimmer begeben.

»Feuer von Abaddon, Drake! Ich meine, im wahrsten Sinne des Wortes!«, brüllte er und zog stinkenden Qualm hinter sich her, als er zu uns trat.

»Setz dich und sei still, bis du etwas Sinnvolles zu sagen hast«, befahl ich.

»Wirklich ein äußerst merkwürdiger Dämon«, bemerkte Catalina und beobachtete, wie Jim meinem Befehl gehorchte, obwohl er mich mit finsteren Blicken bedachte. »Ja, meine Liebe, ich musste Toldi zum zweiten Mal töten. Ich konnte ihn doch nicht ...« Sie schwieg und bedachte mich mit einem weiteren mitfühlenden Blick, den ich zähneknirschend erduldete. »Aber wir waren eigentlich übereingekommen, nicht über so unerfreuliche Dinge zu sprechen. Ich hoffe nur, Gabriel hat die Kraft, das Gleiche zu tun, wenn die Zeit gekommen ist.«

Ungläubig starrte ich sie an, aber sie hatte schon Kostyas Arm ergriffen. »Komm, mein lieber Kostya. Erzähl Mama, was du in den letzten hundertdreißig Jahren so getrieben hast.«

»Dazu habe ich jetzt keine Zeit, Mutter«, sagte Kostya mit einem Blick auf seine Armbanduhr. »In einer knappen Stunde habe ich ein Sippentreffen. Ich wollte nur Drake sagen ...« Er zögerte kurz, wobei er betont an Gabriel und mir vorbeiblickte, » Drake sagen, dass unsere Reise erfolgreich war.«

Catalina verschwand, um das Auspacken ihrer Koffer zu überwachen.

»Dann hast du also die Schatzkammer gefunden?«, fragte Gabriel, als sie weg war.

Kostya starrte ihn einen Moment lang an, dann wandte er sich mit finsterem Blick an seinen Bruder. »Hast du ihnen etwa gesagt, wo ich war?«

Drake zuckte mit den Schultern. »Es geht sie ja auch etwas an.«

»Sie sind keine schwarzen Drachen! Wo Baltics Schatzkammer liegt, geht sie gar nichts an!«

Cyrene legte Kostya begütigend die Hand auf den Arm, aber er schüttelte sie ab und stürmte auf seinen Bruder los, offensichtlich, um ihn erneut in einen Streit zu verwickeln. Im letzten Moment jedoch besann er sich eines Besseren und zwang sich, Gabriel und mich anzulächeln.

»Es bringt dich um, nett zu uns zu sein, was?«, fragte ich und schmiegte mich an Gabriel.

»Ja.«

Cyrene boxte ihn gegen den Arm.

Sein angestrengtes Lächeln wurde so breit, dass ich alle seine Zähne sehen konnte. »Nein, natürlich nicht. Ich habe eingesehen, dass es ein Irrtum war, die Sippe wieder zu ihrem ursprünglichen Ruhm zurückzuführen, und habe mich damit abgefunden, dass die sil... sil... - dass ihr auch alleine glücklich seid.«

»Er kann es noch nicht einmal aussprechen«, bemerkte Jim keineswegs leise zu mir. »Er hat es letzte Woche geübt, aber er hat die Worte nicht herausgebracht.«

»Sil-ber«, sprach Cyrene Kostya vor. Begütigend drückte sie seinen Arm. »Na komm, Schnuffi, im Flugzeug hast du es doch gekonnt. Sag es einfach. Sil-ber-drachen.«

Ein Schauer durchlief Kostya.

Gabriel verdrehte die Augen. »Wenn der Komödienstadel vorbei ist, können wir dann vielleicht ein paar Minuten über das Modana-Phylakterion sprechen?«

»Was gibt es denn da zu besprechen?« Kostya kniff die Augen zusammen. »Ich war damit einverstanden, dass deine Gefährtin das Stück Drachenherz verwendet, um das gesamte Drachenherz wiederherzustellen, wenn du mich im Gegenzug dafür im Weyr unterstützt. So war unsere Übereinkunft. Du hast mir dein Wort gegeben. Jetzt kannst du die Bedingungen nicht mehr ändern.«

»Das habe ich auch gar nicht vor. Aber ich möchte gerne wissen, ob das Phylakterion in der Schatzkammer war, die du entdeckt hast. Hast du es bei dir?«, fragte Gabriel. Seine schöne Stimme war so glatt wie geölte Seide.

Kostyas Blick glitt sekundenlang zu seinem Bruder. »Noch nicht. Aber ich werde es finden.«

»Was bedeutet, dass auch du Dauva gefunden hast.«

Einen Moment lang war es still im Raum. Dann trat Kostya auf Gabriel zu. Rauch drang aus seinen Nasenlöchern. »Ich hätte wissen müssen, dass du versuchst, unser Abkommen zu verletzen.«

»Ich habe nichts dergleichen getan«, antwortete Gabriel. Seine Miene und seine Stimme waren freundlich, aber ich spürte, wie er die Muskeln anspannte. »Ich sorge einfach nur dafür, dass wir nicht Jahre warten müssen, bis du das Stück Drachenherz zu May bringst.«

Kostya sah so aus, als wolle er gleich platzen, aber er schien seine Emotionen gut im Griff zu haben. »Dann hast du also die Schatzkammer auch gefunden?«, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen.

»Wir kennen den Ort, ja«, sagte Gabriel.

Ich beschloss, der Situation ein wenig von ihrer Spannung zu nehmen. »Gabriels Abgesandter ist nicht in die Schatzkammer hineingekommen. Du brauchst also nicht zu glauben, dass wir jetzt mit irgendwelchen Drachenschätzen weglaufen. Das würde Gabriel sowieso niemals tun. Du kannst dich entspannen. Es gibt ja wahrscheinlich sowieso eine Regel, dass ein Wyvern den anderen nicht bestiehlt oder so.«

Schweigen erfüllte den Raum. Gabriel, Drake und Kostya senkten die Blicke.

»Jetzt aber mal im Ernst«, sagte ich. »Ihr beklaut euch gegenseitig?«

Niemand sah mich an.

Fragend wandte ich mich an Drake. »Soll das etwa heißen, du würdest etwas aus Gabriels Schatzkammer stehlen, wenn du die Gelegenheit dazu hättest?«

»Die grünen Drachen sind besonders geschickt darin,... Dinge ... zu entwenden«, erwiderte Drake defensiv.

Ich wandte mich an Gabriel. »Würdest du Drake bestehlen?« »Drake ist einer meiner ältesten Freunde«, erwiderte er ausweichend und streichelte mit dem Daumen über meine Knöchel.  »Natürlich würde ich meinen Freund nicht bestehlen.«

»Ich würde ihn natürlich auch nicht bestehlen«, warf Drake  rasch ein.

Seine Freundschaft geht mir über alles«, erklärte Gabriel.

»Ja, es ist undenkbar, dass ich ihn bestehlen könnte«, fuhr Drake fort.

»Völlig undenkbar.«

»Absolut außer Frage.«

Ich musterte die beiden.

»Es sei denn, es handelt sich um Gold«, gab Drake zu.

»Ja, natürlich. Bei Gold ist es etwas anderes.« Gabriel nickte. Die anderen Drachen nickten ebenfalls.

»Wenn du sogar deine ältesten, besten Freunde bestehlen würdest, wie kannst du denn dann erwarten, dass sie uns ihre Stücke vom Drachenherz zur Verfügung stellen?«, fragte ich. Ich würde die Drachen-Gesellschaft wohl nie verstehen.

»Das ist etwas anderes«, erwiderte er achselzuckend. »Das Drachenherz ist das Mächtigste, was die Drachen kennen.«

»Müsste es dann nicht eigentlich schwieriger sein, alle Stücke zusammenzubringen?«, kam Cyrene mir zuvor.

»Es wäre Selbstmord, wenn jemand versuchen würde, das Drachenherz zu benutzen«, sagte Drake.

»Es ist zu gefährlich«, bestätigte Gabriel. »Es gibt keinen lebenden Drachen, der die Fähigkeit besitzt, das gesamte Herz zusammenzufügen. Und dafür sollten wir dankbar sein, Vögelchen, da es sonst weitreichende Komplikationen gäbe.«

»Wie weitreichend?«, fragte ich.

Gabriel überlegte einen Moment. »Mindestens die Hälfte der sterblichen Welt würde zerstört.«

»Und das Stück in mir?«, krächzte ich.

Gabriel drückte beruhigend meine Hand. »Du brauchst keine Angst zu haben, May. Um das Drachenherz zu benutzen, muss man zwei Dinge haben: die Macht, es zu kontrollieren, und sein Wohlwollen. Deshalb leben wir nicht in Angst vor Vernichtung. In der Vergangenheit haben Wyvern versucht, das Herz neu zusammenzusetzen, aber ihre Versuche endeten in der Katastrophe. Wir haben daraus gelernt und werden es nur zusammensetzen, um die einzelnen Teile in richtige Gefäße zu bringen.«

»Vielleicht solltest du das Baltic sagen. Ich könnte mir vorstellen, dass er andere Pläne hat«, warf Jim ein, und ich musste zugeben, dass ich das Gleiche dachte.

»So dumm würde Baltic nicht sein«, sagte Drake. Kostya runzelte die Stirn und erklärte: »Das ist nicht Baltic.«

»Pumpernickel, ich glaube, du musst dich eines Besseren belehren lassen«, erklärte Cyrene, hakte sich bei ihm ein und gab ihm einen Kuss aufs Ohrläppchen. »Alle scheinen der Meinung zu sein, dass es Baltic ist. Also sollten wir uns ihnen anschließen.«

»Er kann es nicht sein. Das wüsste ich«, sagte Kostya eigensinnig.

»Wir werden sehen, nicht wahr?« Gabriels Lächeln erreichte seine Augen nicht. »Jetzt, wo wir wissen, wo sich die Schatzkammer befindet, können wir uns ja zusammentun, um sie zu öffnen.«

Kostya warf Gabriel einen misstrauischen Blick zu.

»Wir wollen schließlich nicht, dass das Phylakterion beim Öffnen der Schatzkammer beschädigt wird«, fügte Gabriel lächelnd hinzu.

»Das wird nicht nötig sein. Ich bin absolut in der Lage, das Modana-Phylakterion alleine herauszuholen, ohne es zu beschädigen«, erwiderte Kostya. »Deine Anwesenheit in Lettland wird nicht erforderlich sein.«

»Ich glaube trotzdem, dass es für May besser wäre, dort zu sein.«

»Lettland?«, sagte eine begeisterte Stimme von der Tür her. Bei ihrem Klang lief es mir kalt den Rücken herunter. »Wir fahren nach Lettland? Was für eine hervorragende Idee! Ich war nicht mehr da seit... ach ja, seit der Schwarzen Pest!«

Entsetzt sah ich, wie Magoth, begleitet von einem von Drakes Leibwächtern, ins Zimmer schlenderte. Der Bodyguard deutete auf mich und sagte: »Er wollte unbedingt May sehen.«

»Ich habe dir doch gesagt, du sollst bleiben, wo du bist«, sagte ich stirnrunzelnd zu Magoth, der bereits mit lüsternem Gesichtsausdruck auf Cyrene einredete. Sofort wandte er seine Aufmerksamkeit mir zu. »Ein amüsanter Versuch, dominant zu sein, aber wie du weißt, süße May, bin ich lieber oben.« Entzückt blickte er sich im Zimmer um. »Und sieh doch nur, was ich verpasst hätte! Eine Reise in die baltischen Länder! Wie - verzeih den Ausdruck - göttlich! Ich habe so viele schöne Erinnerungen an die Gegend - Tod und Hungersnot und schlimme Krankheiten. Nun, das waren wirklich denkwürdige Zeiten! Es spricht doch wirklich vieles für die gute alte Zeit. Diese Reise ist genau das Richtige für mich! Wann fahren wir?«

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